Uniklinik Freiburg
Uniklinik Freiburg, Foto: pixabay

In Deutschland leiden rund 830.000 Menschen an einer der häufigsten Bewegungsstörungen – dem sogenannten essentiellen Tremor. Die Universitätsklinik Freiburg bietet nun erstmals in Süddeutschland eine neuartige Ultraschalltherapie als Alternative zur Operation am Gehirn. Betroffene wie Hermann Altbuerger aus Emmendingen schöpfen neue Hoffnung auf ein Leben mit weniger Einschränkungen.

Inhaltsverzeichnis:

Uniklinik Freiburg setzt auf fokussierten Ultraschall

Die Universitätsklinik Freiburg ist das erste Krankenhaus in Südbaden, das Patienten mit fokussiertem Ultraschall behandelt. Diese Methode wird derzeit von Neurochirurg Volker Coenen erprobt. Vor Hermann Altbuerger wurden bislang zwei weitere Personen damit behandelt. Die Therapie erfolgt ohne chirurgischen Eingriff und eignet sich besonders für ältere Menschen sowie für Patienten mit Nebenerkrankungen, die keine Vollnarkose riskieren möchten.

Die Behandlung erfolgt im Magnetresonanztomographen (MRT). Der Schädel des Patienten wird fixiert, damit die gebündelten Ultraschallwellen exakt auf das betroffene Areal im Gehirn treffen. Dabei wird die betroffene Region durch punktuelle Hitze deaktiviert. Der Patient bleibt während des gesamten Eingriffs wach. Um den Effekt der Behandlung direkt zu prüfen, zeichnen die Betroffenen einfache Formen wie Spiralen.

Hermann Altbuerger erlebt deutliche Verbesserung

Hermann Altbuerger, 75 Jahre alt, lebt seit acht Jahren mit starkem Zittern. Selbst einfache Handlungen wie Schreiben oder ein Händedruck sind für ihn herausfordernd. Als ehemaliger Kfz-Mechaniker musste er frühzeitig in Rente gehen. Hilfe bekommt er im Alltag von seiner Lebensgefährtin. Die neue Behandlung brachte ihm bereits spürbare Linderung: Das Zittern in seinen Händen hat sich nach der Therapie deutlich reduziert.

Nach nur vier Stunden im MRT konnte Altbuerger das Krankenhaus wieder verlassen. Zwar ist das Zittern noch nicht vollständig verschwunden, aber sein Alltag ist bereits erleichtert. Tätigkeiten mit seinem Enkelkind, wie Bauklötze stapeln, sind nun wieder möglich.

Methode auch bei Parkinson und Nervenschäden einsetzbar

Der fokussierte Ultraschall ist nicht nur bei essentiellem Tremor wirksam. Laut Infomaterial der Klinik kann das Verfahren auch bei Parkinsonpatienten helfen, die nicht auf Medikamente ansprechen. Ebenso eignet sich die Methode für Menschen mit chronischen Nervenschmerzen oder anderen Bewegungsstörungen. Diese alternative Therapie eröffnet eine neue Perspektive für viele Betroffene. Besonders hervorzuheben sind:

  • Keine Operation am offenen Gehirn
  • Keine Narkose erforderlich
  • Kurze Behandlungsdauer im MRT
  • Sofort sichtbare Resultate

Die Universitätsklinik Freiburg übernimmt mit diesem Verfahren eine Vorreiterrolle in Süddeutschland. Weitere Kliniken könnten in naher Zukunft folgen.

Therapie mit wachsender Bedeutung

Der essentielle Tremor betrifft etwa 1 % der Bevölkerung in Deutschland. In vielen Fällen wurde bisher ausschließlich operativ behandelt. Die nun eingesetzte Methode bietet eine neue, weniger belastende Möglichkeit. Mit dem erfolgreichen Einsatz bei Altbuerger zeigt sich, w welches Potenzial in dieser Technologie steckt. Immer mehr Patienten könnten künftig davon profitieren.

 Quelle: SWR