Herzkrankheiten
Herzkrankheiten, Foto: pixabay

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache – in Deutschland geht etwa jeder dritte Todesfall auf ihr Konto, weltweit sind es jährlich rund 17,9 Millionen Menschen. Doch das Risiko lässt sich deutlich senken: Schon mit einfachen Maßnahmen kann jeder aktiv dazu beitragen, das Herz gesund zu halten. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr Herz durch Ernährung und Lebensstil stärken, welche Herzkrankheiten besonders häufig sind (und woran man sie erkennt), welche präventiven Maßnahmen Ärztinnen empfehlen und welche Behandlungsmöglichkeiten die moderne Medizin heute bietet.

Wie hält man das Herz gesund? 

Ein gesunder Lebensstil ist der Grundpfeiler für ein starkes Herz. Ernährung und Bewegung spielen dabei eine zentrale Rolle. Ärztliche Leitlinien und Ernährungsexpert*innen empfehlen vor allem die Mittelmeer-Küche als Vorbild für herzgesunde Kost. Das bedeutet: viel Obst, Gemüse, Salat und Hülsenfrüchte, regelmäßig Vollkornprodukte und Nüsse, sowie eher Fisch als Fleisch. Hochwertige pflanzliche Öle (z. B. Oliven- oder Rapsöl) sind tierischen Fetten vorzuziehen. Rotes Fleisch, Wurstwaren, Butter, Fertiggerichte und Süßigkeiten sollte man nur in Maßen genießen. Diese mediterrane Ernährungsweise liefert dem Körper wichtige Nährstoffe und gesunde ungesättigte Fettsäuren, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Gleichzeitig hilft sie, Übergewicht vorzubeugen – ein wichtiger Faktor, denn Übergewicht kann zu Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerwerten und letztlich Herz-Kreislauf-Schäden führen.

Auch auf die Salz- und Zuckerzufuhr sollte geachtet werden. Zu viel Salz in der Ernährung lässt den Blutdruck ansteigen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, nicht mehr als etwa 5 Gramm Salz pro Tag aufzunehmen. Da Salz in vielen verarbeiteten Lebensmitteln versteckt ist (z. B. in Brot, Käse, Fertigsoßen), lohnt es sich, frisch zu kochen und mit Kräutern statt mit Salz zu würzen. Zuckerhaltige Getränke und Snacks liefern „leere“ Kalorien und fördern Übergewicht sowie Diabetes mellitus – beides Risikofaktoren fürs Herz. Besser sind Wasser, ungesüßter Tee oder verdünnte Fruchtsäfte als Durstlöscher. Wer nascht, sollte dies bewusst und in kleinen Mengen tun.

Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt das Herzmuskel und verbessert die Durchblutung. Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche – zum Beispiel 30 Minuten flotter Spaziergang pro Tag – oder alternativ 75 Minuten intensivem Training pro Woche. Ob Schwimmen, Radfahren, Tanzen oder zügiges Gehen: Wichtig ist, dass der Puls steigt, man aber noch gut atmen und sprechen kann. Bereits kleine Gewohnheiten helfen, Bewegung in den Alltag zu integrieren: öfter Treppen statt Aufzug nehmen, kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, oder in der Mittagspause einen Spaziergang einbauen. Neben Ausdauertraining trägt auch moderates Krafttraining zum Herzschutz bei, da es den Stoffwechsel verbessert. Übergewicht abbauen zahlt sich ebenfalls aus: Ein Body-Mass-Index (BMI) im Normalbereich (20–25) und ein moderater Bauchumfang (bei Frauen unter 88 cm, bei Männern unter 102 cm) gehen mit einem deutlich geringeren Herzrisiko einher. Jedes verlorene Kilo entlastet das Herz!

Rauchen ist einer der gefährlichsten herzschädigenden Faktoren. Die im Tabakrauch enthaltenen Gifte schädigen und verengen die Blutgefäße, erhöhen den Blutdruck und mindern die Sauerstoffversorgung des Herzens. Langzeit-Raucher erleiden deutlich häufiger Herzinfarkte als Nichtraucher. Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein sofortiger Rauchstopp senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich – bereits ein Jahr nach der letzten Zigarette halbiert sich das Herzinfarktrisiko im Vergleich zu fortgesetztem Konsum. Unterstützung beim Rauchstopp bieten Rauchentwöhnungsprogramme, Nikotinersatzpräparate oder verschreibungspflichtige Medikamente; viele Krankenkassen und Ärztinnen helfen hier gerne weiter. Ähnlich vorsichtig sollten Sie mit Alkohol sein. Regelmäßiger hoher Alkoholkonsum schädigt den Herzmuskel (Stichwort Alkohol-Kardiomyopathie), lässt den Blutdruck steigen und begünstigt Herzrhythmusstörungen. Zwar zeigen manche Statistiken, dass Menschen mit sehr moderatem Alkoholkonsum etwas seltener Herzinfarkte haben als Abstinenzler – doch insgesamt überwiegen die negativen Effekte von Alkohol. Expertinnen raten daher, wenn überhaupt, nur in Maßen zu trinken: Als grober Richtwert gelten maximal etwa 10 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und 20 Gramm für Männer (das entspricht ungefähr einem kleinen Glas Wein bzw. einem halben Liter Bier). Je weniger, desto besser – wer ganz darauf verzichtet, tut seinem Herzen sicherlich etwas Gutes.

Ein oft unterschätzter Faktor für die Herzgesundheit ist Stress. Anhaltender psychischer Stress in Beruf oder Alltag setzt den Körper unter Dauerstrom: Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol lassen das Herz schneller und unregelmäßiger schlagen und können auf Dauer den Blutdruck erhöhen. Indirekt führt Stress auch zu ungesundem Verhalten – viele bewegen sich weniger, schlafen schlechter, ernähren sich hastig oder greifen vermehrt zu Zigaretten und Alkohol. Deshalb ist es wichtig, Stress abzubauen und für psychische Entspannung zu sorgen. Ausgleich findet jeder anders: Der eine entspannt bei Yoga oder Meditation, die andere beim Musikhören, Gärtnern oder einem Hobby. Regelmäßige Erholungsphasen, Entspannungstechniken und ausreichend Schlaf (ca. 7–8 Stunden pro Nacht) helfen dem Körper, sich zu regenerieren. Auch soziale Kontakte und ein unterstützendes Umfeld wirken sich positiv auf die seelische und damit auch körperliche Gesundheit aus. Ein ausgeglichener Lebensstil – sprich: genug Schlaf, Pausen, Hobbys und Bewegung – ist Balsam fürs Herz.

Abschließend noch ein motivierender Fakt: Studien zeigen, dass ein konsequent gesunder Lebensstil selbst bei erblicher Vorbelastung enorme Wirkung hat. Auch wer genetisch ein erhöhtes Herzinfarktrisiko trägt (z. B. durch Familiengeschichte), kann durch Nichtrauchen, gesunde Ernährung, Normalgewicht und Bewegung sein persönliches Risiko um bis zu 50 % reduzieren. Das zeigt: Unsere Herzen profitieren in jedem Alter von einem gesundheitsbewussten Lebensstil. Herzgesundheit ist kein Zufall – wir haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand, durch tägliche Entscheidungen unserem Herzen Gutes zu tun.

Häufige Herzkrankheiten

Trotz aller Vorsicht lassen sich nicht immer alle Herzprobleme verhindern. Es gibt eine Reihe von Herzkrankheiten, die insbesondere im höheren Alter häufig auftreten. Wichtig ist, die Risiken zu kennen und Warnsignale frühzeitig zu erkennen, um schnell handeln zu können. Denn viele Herz-Kreislauf-Leiden entwickeln sich schleichend über Jahre – je eher man sie entdeckt, desto besser lassen sie sich behandeln.

Koronare Herzkrankheit (KHK) zählt zu den verbreitetsten Herzleiden. Dabei sind die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verengt. Die KHK ist meist die Vorstufe eines Herzinfarkts. Risikofaktoren sind vor allem Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte (insbesondere LDL-Cholesterin), Rauchen, Diabetes, Bewegungsmangel und Übergewicht – also genau jene Faktoren, die wir mit Lebensstil beeinflussen können. Frühzeitige Warnzeichen einer KHK können Brustschmerzen oder ein Druckgefühl in der Brust bei körperlicher Belastung oder Aufregung sein, medizinisch Angina pectoris genannt. Diese Schmerzen strahlen manchmal in den linken Arm, den Hals oder Kiefer aus und verschwinden in Ruhe wieder. Treten solche Symptome auf, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen. Oftmals macht sich eine KHK jedoch lange Zeit überhaupt nicht bemerkbar. Nicht selten ist der erste Hinweis ein akuter Herzinfarkt, der „aus heiterem Himmel“ aufzutreten scheint. Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Herzkranzgefäß plötzlich vollständig verschlossen wird – meist durch ein Blutgerinnsel auf einer arteriosklerotischen Plaque. Dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr durchblutet und es kommt binnen Minuten zum Absterben von Gewebe. Typische Herzinfarkt-Symptome sind anhaltende, starke Schmerzen oder ein heftiges Engegefühl in der Brust, oft verbunden mit Atemnot, Übelkeit, Schwitzen und großer Angst („Vernichtungsgefühl“). Manche Menschen werden abrupt blass und verlieren beinahe das Bewusstsein. Wichtig: Bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Notruf 112 wählen – jede Minute zählt! Übrigens äußert sich ein Infarkt bei Frauen nicht immer durch das klassische „Elefanten auf der Brust“-Gefühl. Frauen klagen häufiger über atypische Symptome wie extreme Atemnot, starke Übelkeit, Rückenschmerzen oder ein allgemeines Unwohlsein. Daher ist es besonders wichtig, bei ungeklärten starken Beschwerden im Oberkörper oder plötzlicher schwerer Schwäche sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen – auch, wenn man als Frau vielleicht keinen typischen Brustschmerz verspürt.

Eine weitere große Gruppe von Herzleiden sind Herzrhythmusstörungen. Darunter versteht man Unregelmäßigkeiten im Herzschlag – das Herz schlägt zu schnell, zu langsam oder ungleichmäßig. Eine der häufigsten Rhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern, bei dem der Herzschlag unregelmäßig und oft beschleunigt ist. Vorhofflimmern kann sich durch Herzstolpern oder unangenehmes Herzrasen bemerkbar machen, manchmal verbunden mit Schwindel oder Leistungsknick. Viele Betroffene spüren aber gar nichts; die Arrhythmie wird dann zufällig beim Pulsmessen oder EKG entdeckt. Obwohl Vorhofflimmern oft subjektiv kaum auffällt, ist es gefährlich: Durch die unregelmäßige Herzaktivität können sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die einen Schlaganfall auslösen können. Deshalb sollte ein unregelmäßiger Puls stets ärztlich abgeklärt werden. Allgemein gilt: Herzstolpern oder Herzrasen, das wiederholt oder länger auftritt, sollte man vom Kardiologen untersuchen lassen. Die meisten Rhythmusstörungen sind zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, können aber auf Dauer das Herz schwächen oder – wie im Falle des Vorhofflimmerns – zu Komplikationen führen.

Sehr verbreitet, besonders in der älteren Bevölkerung, ist die Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Dabei handelt es sich nicht um eine einzelne Krankheit, sondern um den Zustand, dass das Herz nicht mehr ausreichend Pumpleistung erbringt, um den Körper mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Eine Herzschwäche entwickelt sich oft als Folge einer längeren KHK, nach einem größeren Herzinfarkt oder durch jahrelang schlecht eingestellten Bluthochdruck. Auch Herzmuskelentzündungen oder angeborene Herzfehler können in eine Insuffizienz münden. Typische Symptome der Herzinsuffizienz sind nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit, schnelle Erschöpfung und Atemnot bei Belastung (z. B. Treppensteigen). In fortgeschrittenen Stadien tritt Atemnot sogar in Ruhe oder nachts im Liegen auf. Zudem lagert der Körper Wasser ein: Geschwollene Beine oder Knöchel (Ödeme) vor allem abends, plötzliches Gewicht plus von mehreren Kilogramm binnen weniger Tage oder ein geschwollener Bauch können Zeichen einer Herzschwäche sein. Betroffene fühlen sich oft müde, schwach und haben eventuell Appetitverlust. Wichtig: Diese Symptome sind zwar unspezifisch (können also auch andere Ursachen haben), sollten aber immer ärztlich abgeklärt werden – insbesondere, wenn man bereits Risikofaktoren oder bekannte Herzprobleme hat. Früh erkannt lässt sich eine Herzinsuffizienz deutlich besser behandeln und ihr Fortschreiten verlangsamen.

Neben diesen häufigen Herzproblemen gibt es noch weitere Herzkrankheiten. Herzklappen-Erkrankungen zum Beispiel treten oft im höheren Alter auf (etwa die Aortenklappenverengung durch Kalkablagerungen) oder sind angeboren. Und auch angeborene Herzfehler können bei Kindern oder jungen Erwachsenen eine Rolle spielen – diese werden heute dank guter Kinderherzmedizin meist früh operiert oder behandelt, so dass viele Betroffene ein fast normales Leben führen können. Insgesamt gilt: Egal welches Alter – hören Sie auf Ihr Herz und Ihren Körper. Wiederkehrende Beschwerden wie Brustschmerzen, ungewohnte Luftnot, Herzstolpern oder starke Leistungseinbußen sind Warnsignale, die man nicht ignorieren sollte. Lieber einmal mehr zum Arzt gehen und abklären lassen. Oft stecken harmlose Gründe dahinter – aber falls doch eine beginnende Herzkrankheit vorliegt, kann frühzeitige Diagnose Leben retten.

Medizinisch empfohlene Vorsorge

Weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen so verbreitet und folgenschwer sind, setzen Mediziner stark auf Prävention und Früherkennung. Neben einem gesunden Lebensstil, der die Primärprävention (also das Verhindern des ersten Krankheitsereignisses) unterstützt, gibt es in Deutschland eine Reihe von Vorsorgeuntersuchungen, die von den Krankenkassen angeboten oder empfohlen werden. Ziel ist es, Risikofaktoren und Frühstadien von Herzkrankheiten rechtzeitig aufzuspüren – oft lange bevor ernste Symptome auftreten.

Besonders wichtig ist die Kontrolle der klassischen Risikofaktoren: Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Blutzucker. Da z. B. ein hoher Blutdruck anfangs keine spürbaren Beschwerden verursacht, wird er oft als „stiller Killer“ bezeichnet – unbehandelt kann er unbemerkt die Gefäße schädigen und das Herz überlasten. Daher raten Ärztinnen, den Blutdruck regelmäßig prüfen zu lassen oder selbst zu messen. Bereits junge Erwachsene sollten ihren Blutdruck zumindest gelegentlich kontrollieren. Optimal sind Werte um 120/80 mmHg; ab 140/90 mmHg spricht man von Bluthochdruck, der behandelt werden sollte. Auch die Cholesterinwerte und andere Blutfette lassen sich per Blutuntersuchung bestimmen. Ein erhöhtes LDL-Cholesterin kann, ebenso „unsichtbar“, Ablagerungen in den Arterien fördern. Menschen mit familiärer Vorbelastung (z. B. Herzinfarkte bei Verwandten in jungen Jahren) wird empfohlen, schon in jungen Jahren ihre Cholesterinwerte prüfen zu lassen. Tatsächlich diskutieren Gesundheitsexpertinnen, in Zukunft Cholesterin-Screenings bereits im Kindes- und Jugendalter anzubieten, um erblich bedingte Fettstoffwechselstörungen (z. B. familiäre Hypercholesterinämie) früh zu erkennen. Ein weiterer zentraler Faktor ist Diabetes: Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte schädigen Gefäße und Herzmuskel. Daher gehört auch der Blutzuckertest zur Herz-Vorsorge – insbesondere Übergewichtige oder Menschen mit familiärer Neigung zu Diabetes sollten auf Anzeichen eines beginnenden Typ-2-Diabetes untersucht werden.

Für Erwachsene ab einem gewissen Alter sind regelmäßige Ganzkörper-Check-ups sinnvoll. Gesetzlich Versicherte in Deutschland haben derzeit ab 35 Jahren alle drei Jahre Anspruch auf einen kostenlosen Gesundheits-Check (den sogenannten Check-up 35). Dabei untersucht die Hausärztin oder der Hausarzt den allgemeinen Gesundheitszustand und achtet speziell auf Herz-Kreislauf-Risiken: Es werden Blutdruck gemessen, Blutwerte (wie Cholesterin und Glukose) analysiert und Nierenfunktion überprüft. Auch das Elektrokardiogramm (EKG) kann je nach Befund Teil der Untersuchung sein. Diese Vorsorgeuntersuchung hat zum Ziel, frühe Anzeichen von Herzkrankheiten, Diabetes oder Nierenerkrankungen zu entdecken. Werden Auffälligkeiten gefunden – etwa grenzwertig hoher Blutdruck oder Cholesterin – kann früh gegengesteuert werden, bevor ein ernsthaftes Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall eintritt. Ärztliche Leitlinien empfehlen darüber hinaus je nach individueller Risikokonstellation weitere Maßnahmen: Zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen der Halsgefäße, um Gefäßverkalkungen nachzuweisen, oder einen Belastungs-EKG-Test bei Menschen mit bestimmten Beschwerden oder hohem Risiko. In den letzten Jahren betont die Medizin auch die Bedeutung der Vorsorge bei jüngeren Leuten: Herz-Kreislauf-Probleme gelten zwar oft als „Alterskrankheiten“, doch ungesunde Gewohnheiten können schon in jungen Jahren Schäden anrichten. Die Politik plant daher, präventive Check-ups künftig bereits mit 25, 40 und 50 Jahren als zusätzliche Untersuchungen anzubieten, um Risikofaktoren noch früher zu erkennen. Zwar waren Mitte der 1980er Jahre noch über 500.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle pro Jahr in Deutschland zu beklagen, heute liegt diese Zahl dank besserer Prävention und Therapie zwar niedriger (2023 rund 348.000 Todesfälle). Trotzdem soll Prävention weiter ausgebaut werden, damit die Zahlen weiter sinken.

Neben Untersuchungen setzt die Vorsorge auch auf medizinische Prophylaxe-Maßnahmen. So wird bei festgestellten Risikofaktoren frühzeitig behandelt: Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck etwa wird – zusätzlich zu Lebensstiländerungen – oft mit Medikamenten (Blutdrucksenkern) therapiert, um Organschäden zu verhindern. Ähnlich verhält es sich mit hohen Cholesterinwerten: Reichen Diät und Bewegung nicht aus, verordnen Ärztinnen häufig Cholesterinsenker aus der Gruppe der Statine. Diese Medikamente senken das LDL-Cholesterin im Blut und reduzieren nachweislich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Ihr Einsatz in der Primärprävention (also bevor etwas passiert) wird besonders bei Patienten mit multiplen Risikofaktoren oder bekannten Gefäßschäden empfohlen – eine Strategie, die auch politisch gefördert wird. So sollen Hausärzte in Zukunft noch einfacher Statine nach individuellem Risikoprofil verschreiben können, um gefährdete Personen frühzeitig zu schützen. Ebenso wichtig ist die Betreuung von **Diabetikerinnen**: Eine gute Blutzuckereinstellung (durch Ernährung, orale Antidiabetika oder Insulin) kann Herzinfarkten und anderen Komplikationen vorbeugen. Auch die Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patienten, unterstützt durch Ernährungsberatung oder Programme, gehört zu den präventiven Maßnahmen, die Ärzt*innen anregen.

Es gibt zudem spezifische Empfehlungen, um das Herz indirekt zu schützen. Dazu gehören Schutzimpfungen: Herzspezialisten raten Menschen mit bestehenden Herzkrankheiten – aber auch Senioren generell – zur jährlichen Grippeimpfung. Eine schwere Influenza kann den Körper nämlich stark belasten und im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung begünstigen. Ähnliches gilt für die Pneumokokken-Impfung, die vor Lungenentzündungen schützt: Sie wird ab 60 Jahren oder bei chronischen Erkrankungen empfohlen, um Infektionen und deren Folgen (die auch das Herz in Mitleidenschaft ziehen können) zu vermeiden. Gesundheitsbildung ist ein weiterer Aspekt der Prävention: Viele Krankenkassen und Ärzte bieten Herzgesundheits-Kurse, Aufklärungsbroschüren oder Beratungen an – nutzen Sie diese Angebote, um Ihr persönliches Risiko besser einschätzen und reduzieren zu können.

Zusammengefasst lautet der medizinische Rat: Vorsorgen ist besser als Heilen. Wer regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen geht und empfohlene Maßnahmen (wie Impfungen oder bei Bedarf Medikamente) wahrnimmt, hat die besten Chancen, Herzprobleme gar nicht erst entstehen zu lassen – oder sie zumindest früh zu erkennen und aufzuhalten. In Kombination mit einem herzgesunden Lebensstil lassen sich so die allermeisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern oder deutlich hinauszögern.

Moderne Therapie bei Herzkrankheiten

Trotz Prävention wird sich nicht jeder Herzinfarkt oder jedes Herzleiden verhindern lassen. Die gute Nachricht ist jedoch: Die Kardiologie und Herzchirurgie haben in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Heute stehen vielfältige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um Herzkrankheiten wirksam zu therapieren und Patient*innen ein längeres, besseres Leben zu ermöglichen. Je nach Art und Schwere der Erkrankung kommen medikamentöse Therapien, minimalinvasive Eingriffe oder operative Verfahren zum Einsatz – oft auch in Kombination.

Akuter Herzinfarkt: Hier zählt jede Minute. Die wichtigste Maßnahme bei einem Verdacht auf Herzinfarkt ist der Notruf – binnen kürzester Zeit wird der Patient ins Krankenhaus gebracht und in der Regel in einem Herzkatheter-Labor behandelt. Über einen dünnen Katheter, den Kardiologen meist über eine Arm- oder Leistenarterie bis zum Herzen vorschieben, lässt sich das verschlossene Herzkranzgefäß wieder eröffnen. Dabei wird häufig ein Stent eingesetzt – das ist ein kleines Metallröhrchen, das das Gefäß offen hält und so die Durchblutung des Herzmuskels sofort wiederherstellt. Diese Methode nennt sich perkutane Koronarintervention (PCI) und ist heutzutage Standard bei Infarkten. Ist eine sofortige Katheterbehandlung nicht verfügbar oder liegen multiple Engstellen vor, kann in einigen Fällen eine Bypass-Operation nötig werden. Hierbei überbrückt eine Herzchirurgin die verengten Herzkranzgefäße mit Gefäßtransplantaten (meist entnommene Venen oder Arterien aus Bein oder Brustwand), so dass das Blut wieder ungehindert zum Herzmuskel fließen kann. Im Anschluss an die Akutbehandlung verbringen Infarktpatientinnen einige Tage auf der Intensivstation und der Kardiologie, wo Herzrhythmus, Blutdruck und weitere Werte überwacht und stabilisiert werden. Medikamente spielen ebenfalls eine große Rolle: Bereits ab dem Infarktereignis und dann meist lebenslang erhalten Patientinnen verschiedene herzschützende Mittel – etwa Blutverdünner (wie ASS und/oder andere Thrombozytenhemmer), Betablocker (die den Puls verlangsamen und das Herz entlasten), ACE-Hemmer oder Sartane (die den Blutdruck senken und das Herz remodeling günstig beeinflussen) sowie Cholesterinsenker (Statine) zur Plaquestabilisierung. Diese Kombination verringert die Wahrscheinlichkeit weiterer Infarkte deutlich. Nach der Akutphase schließt sich idealerweise eine kardiologische Rehabilitation an: In einer Reha-Klinik lernen Patienten unter Anleitung, schonend ihre Belastbarkeit wieder aufzubauen, Risikofaktoren zu managen (Ernährungs- und Rauchstopp-Beratung, Bewegungstherapie) und mit der neuen Situation umzugehen. So wird der Grundstein gelegt, um nach dem Infarkt ein möglichst normales Leben zu führen und Folgeerkrankungen vorzubeugen.

Koronare Herzkrankheit (KHK): Auch ohne akuten Infarkt werden Engstellen in den Herzkranzgefäßen behandelt, wenn sie Beschwerden verursachen oder kritisch sind. Hier kommen ähnliche Verfahren zum Einsatz: Einengungen können durch Stents erweitert oder durch Bypass-OPs umgangen werden, je nachdem, was im individuellen Fall sinnvoller ist. Oftmals reicht bei stabilem Verlauf aber auch eine konservative Therapie aus Medikamenten und Lifestyle-Maßnahmen: Nitro-Sprays oder -Kapseln beispielsweise erweitern im Anfall die Gefäße und lindern Angina-pectoris-Schmerzen, Betablocker verringern den Sauerstoffbedarf des Herzens, und Statine verlangsamen das Fortschreiten der Arteriosklerose. Welche Strategie gewählt wird, entscheiden Ärztin und Patientin gemeinsam basierend auf Schweregrad der KHK, Begleiterkrankungen und Patientenwünschen. Dank moderner Medikamente und interventioneller Techniken können viele Menschen mit KHK heute ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen.

Herzrhythmusstörungen: Die Behandlung richtet sich hier stark nach der Art der Rhythmusstörung. Bei zu langsamem Herzschlag (Bradykardie), etwa aufgrund eines kranken Sinusknotens oder Herzblocks, ist oft ein Herzschrittmacher erforderlich. Dieses kleine elektronische Gerät wird unter die Haut implantiert und gibt dem Herzen elektrische Impulse, damit es wieder im richtigen Takt schlägt. Bei sehr schnellen oder chaotischen Rhythmen kommen antiarrhythmische Medikamente zum Einsatz, die das Herz beruhigen oder die Rhythmusstörung beenden können. Ein weit verbreitetes Beispiel ist das Vorhofflimmern: Hier wird meist versucht, den Puls mit Betablockern oder Kalziumantagonisten auf ein normales Niveau zu senken („Frequenzkontrolle“). In manchen Fällen strebt man auch eine Rhythmuskontrolle an, also die Rückkehr zum normalen Sinusrhythmus – das kann medikamentös oder durch eine elektrische Kardioversion (einen kurzen Stromimpuls in Narkose) erreicht werden. Zusätzlich ist beim Vorhofflimmern beinahe immer eine Blutverdünnung notwendig, typischerweise mit oralen Antikoagulanzien (sogenannte DOAKs oder früher Marcumar), um das Schlaganfallrisiko zu minimieren. Für bestimmte Rhythmusstörungen gibt es heute die Möglichkeit einer Katheterablation: Über einen Herzkatheter werden gezielt jene Herzgewebsbereiche verödet, die die fehlerhaften Impulse auslösen – das kann z. B. bei Vorhofflimmern oder manchen supraventrikulären Tachykardien die Rhythmusprobleme erheblich bessern oder sogar heilen. Bei Patienten mit lebensbedrohlichen schnellen Rhythmusstörungen in den Herzkammern (ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern) – oft in Zusammenhang mit schwerer Herzmuskelschwäche – wird zur Sicherheit häufig ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) eingesetzt. Dieses Gerät ähnelt einem Schrittmacher, überwacht aber ständig den Herzrhythmus und kann bei Bedarf automatisch einen Elektro-Schock abgeben, um ein Kammerflimmern zu beenden und den plötzlichen Herztod zu verhindern. Insgesamt verfügt die moderne Medizin über ein breites Arsenal, um nahezu jede Art von Herzrhythmusstörung zu behandeln – sei es medikamentös, interventionell oder durch Implantate.

Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Die chronische Herzschwäche erfordert meist eine lebenslange Therapie, die mehrere Bausteine umfasst. An erster Stelle stehen spezielle Medikamente, die die Leistungsfähigkeit des geschwächten Herzens verbessern und dessen weitere Schwächung aufhalten. Dazu gehören ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI), die die Gefäße erweitern und den Blutdruck senken, Betablocker zur Entlastung des Herzens, und Diuretika (Entwässerungstabletten), die Wasseransammlungen im Körper reduzieren und so Atemnot und Ödeme lindern. In den letzten Jahren kamen neue Wirkstoffklassen hinzu, wie z. B. SGLT2-Hemmer (ursprünglich als Diabetes-Medikamente entwickelt), die sich als überraschend vorteilhaft für Herzschwäche-Patienten erwiesen haben. Auch Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Eplerenon) gehören bei vielen Patientinnen zum Standard. All diese Mittel zusammen verbessern nachweislich Prognose und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz. Neben der Medikation ist es für Betroffene wichtig, auf ihren Lebensstil zu achten: salzarm essen, täglich Gewicht kontrollieren (um Wassereinlagerungen früh zu bemerken), Flüssigkeitszufuhr in Absprache mit dem Arzt begrenzen und regelmäßige Bewegung im Rahmen der eigenen Belastbarkeit treiben (zum Beispiel in speziellen Herzsportgruppen). Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz kommen technische Hilfen ins Spiel: Einige Patientinnen profitieren von einem CRT-Schrittmacher (kardiale Resynchronisationstherapie), der die Pumpfunktion verbessert, wenn die Herzkammern nicht synchron schlagen. In sehr schweren Fällen, in denen Medikamente nicht mehr ausreichen, kann ein mechanisches Unterstützungssystem wie eine künstliche Herzpumpe (Ventrikuläre Assist Device, VAD) implantiert werden, die das Herz beim Pumpen unterstützt. Als letzte Option bleibt die Herztransplantation, also die Übertragung eines Spenderherzens – dies wird jedoch nur bei ansonsten austherapierten Endstadium-Patienten durchgeführt und erfordert ein passendes Spenderorgan. Glücklicherweise erreichen viele Patient*innen mit moderner Therapie gar nicht erst dieses Endstadium, sondern können mit ihrer Herzschwäche über viele Jahre relativ stabil leben.

Herzklappen-Erkrankungen: Defekte an den Herzklappen – sei es eine Verengung (Stenose) oder Undichtigkeit (Insuffizienz) – wurden früher fast ausschließlich durch eine offene Herzoperation korrigiert. Heute gibt es auch hier minimalinvasive Alternativen. Die wohl bekannteste ist die kathetergestützte Aortenklappen-Implantation (TAVI) bei Aortenstenose: Über die Leistenarterie wird eine neue Herzklappe in zusammengefalteter Form vorgeschoben und anstelle der erkrankten Klappe entfaltet – ganz ohne große OP am offenen Herzen. Auch für die Mitralklappe existieren Clips und andere Interventionen, um Undichtigkeiten zu behandeln, ohne den Brustkorb eröffnen zu müssen. Nichtsdestotrotz bleibt die Herzchirurgie wichtig: Viele Klappenfehler, insbesondere bei jüngeren Patienten, werden nach wie vor klassisch operiert, oft mit sehr guten Ergebnissen (Rekonstruktion oder biologischer/mechanischer Klappenersatz). Die Entscheidung für Klappen-OP oder Katheterlösung hängt von vielen Faktoren ab (Alter, Begleiterkrankungen, Klappentyp), wird aber stets individuell im Herzteam (Kardiologinnen und Chirurginnen gemeinsam) getroffen. Für Patient*innen bedeutet der technische Fortschritt jedenfalls, dass selbst hochriskante Personen heute Chancen auf einen Klappenersatz haben – dank der Katheterverfahren – und insgesamt Eingriffe schonender geworden sind.

Neben diesen spezifischen Therapien darf man nicht vergessen: Rehabilitation und langfristige Nachsorge sind Teil jeder erfolgreichen Herzbehandlung. Nach größeren Ereignissen wie Infarkt, Herz-OP oder dekompensierter Herzinsuffizienz folgt meist eine Reha, in der die Patientinnen unter Betreuung wieder zu Kräften kommen, über ihren Zustand informiert werden und lernen, Warnsignale zu beachten. Lebenslange Betreuung durch Kardiologinnen bzw. Hausärzt*innen ist bei chronischen Herzleiden wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen. Die Medikamente müssen regelmäßig kontrolliert und dosiert werden, Risikofaktoren gehören weiterhin im Blick gehalten (Blutdruck, Cholesterin, Zucker gut einstellen), und Patienten sollten angehalten werden, ihre Herzgesundheit aktiv mitzugestalten – sei es durch Teilnahme an Herzsportgruppen, Selbsthilfegruppen oder einfach durch konsequentes Einhalten der empfohlenen Maßnahmen.

Dank moderner Medizin ist ein Herzleiden heute meist kein Urteil mehr, das das Leben schlagartig beendet oder auf den Kopf stellt. Viele Herzpatient*innen können – richtig behandelt – ein beinahe normales Leben führen: arbeiten, reisen, Sport treiben (in angepasstem Rahmen) und alt werden. Die Vielfalt der Therapien, von Medikamenten über Katheter bis hin zur High-Tech-Chirurgie, ermöglicht es, die meisten Herzkrankheiten unter Kontrolle zu bringen. Dennoch bleibt diPrävention der beste Weg: Jede Herzkrankheit, die gar nicht erst entsteht, ist ein Gewinn an Lebensqualität. Daher sollte man die Möglichkeiten nutzen, sein Herz gesund zu halten und ärztliche Vorsorge wahrzunehmen. Ihr Herz arbeitet rund um die Uhr für Sie – geben Sie ihm etwas zurück, indem Sie gut auf es achtgeben!

QUELLEN:

  • Deutsche Herzstiftung e. V. – Ratgeber und Informationen zur Herzgesundheit 

  • Robert Koch-Institut (RKI) – Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Epidemiologie und Risikofaktoren in Deutschland 

  • Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Cardiovascular Diseases Fact Sheet 

  • AOK Gesundheitsmagazin – So bleibt Ihr Herz lange gesund 

  • Techniker Krankenkasse (TK) – Gesundheitsratgeber: Herzgesunde Ernährung 

  • Bundesministerium für Gesundheit (BMG) – Informationen zum Gesundheits-Check-up (Check-up 35) 

  • Deutsches Ärzteblatt – Eckert, N. (2017): Koronare Herzkrankheit: Gesunder Lebensstil reduziert genetisch erhöhtes Risiko um fast die Hälfte.