Immer mehr Menschen ohne festen Wohnsitz suchen in Freiburg nach Unterkunft. Die Stadt plante 200 neue Kleinstwohnungen, doch bislang wurden nur sechs fertiggestellt. Besonders in den Wintermonaten ist die Situation angespannt, da viele Betroffene keinen Platz in Notunterkünften finden. Nach Angaben von Simone Hahn vom Diakonischen Werk bleibt die Nachfrage nach Hilfsangeboten das ganze Jahr über hoch.
Inhaltsverzeichnis:
- Fehlender Wohnraum in Freiburg
- Simone Hahn und die Lage in Notunterkünften
- Soziale Folgen und psychische Belastungen
- Unterstützung für Frauen und gefährdete Gruppen
Fehlender Wohnraum in Freiburg
Laut Boris Gourdial, Leiter des Freiburger Amts für Soziales, ist die Stadt ein Anziehungspunkt für Menschen in Not. Das liege an den vorhandenen Hilfseinrichtungen. Er betont, dass steigende Lebenshaltungskosten und der Mangel an Wohnungen die Hauptgründe für Wohnungslosigkeit sind.
Weitere Ursachen sind vielfältig:
- Entlassungen nach langen Krankenhausaufenthalten
- Familiäre Konflikte oder Trennungen
- Kündigungen wegen Eigenbedarfs
- Schwierigkeiten für ausländische Arbeitskräfte, geeigneten Wohnraum zu finden
Die angespannte Lage zeigt Parallelen zu anderen deutschen Ballungszentren. Auch der Freiburger Gemeinderat erkennt die Dringlichkeit und will jährlich zehn Prozent der freiwerdenden Wohnungen für Bedürftige vermitteln.
Simone Hahn und die Lage in Notunterkünften
Simone Hahn vom Diakonischen Werk stellt klar, dass Wohnungslosigkeit kein Randphänomen mehr sei. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Übernachtungen in Freiburger Notunterkünften um etwa zehn Prozent auf 22.600. Dennoch bleibt der Wohnraummangel gravierend.
Die Stadt hatte sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren 200 Kleinstwohnungen zu errichten. Doch bisher stehen nur sechs. Statt der ursprünglich geplanten Zahl sollen es nun insgesamt 130 werden. Als Grund nennt die Stadt höhere Kosten und längere Planungsprozesse.
Einen ähnlichen Engpass bei kommunalen Projekten zeigt auch die Modernisierung des Freiburger Hauptbahnhofs, wo Planungs- und Bauphasen ebenfalls länger dauerten als erwartet.
Soziale Folgen und psychische Belastungen
Simone Hahn berichtet, dass Betroffene oft jahrelang auf eine städtische Wohnung warten müssen. Der Durchschnitt liegt bei rund fünf Jahren. Diese lange Wartezeit verursacht psychische Belastungen und führt zu Perspektivlosigkeit.
Im November 2024 standen etwa 250 Personen auf der Warteliste für eine Unterkunft. Rund 200 schliefen im Freien, was einem Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hahn geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch höher liegt.
Die Stadt betont, dass sie ihr Möglichstes tue, um Hilfe bereitzustellen, doch auch Gourdial räumt Verzögerungen ein. Ähnliche Herausforderungen bestehen in anderen sozialen Bereichen, etwa bei Programmen zur kostenlosen Verhütung in Freiburg, wo die Nachfrage ebenfalls das Angebot übersteigt.
Unterstützung für Frauen und gefährdete Gruppen
Mehr Männer als Frauen nutzen die Angebote der Stadt, doch der Anteil von Frauen stieg auf rund 25 Prozent. Gourdial erklärt, dass Frauen häufig erst in sehr kritischem Zustand Hilfe suchen. Für sie sowie für Personen außerhalb des binären Geschlechtersystems gibt es spezielle Angebote. Die Tagesstätte „FreiRaum“ bietet Schutzräume, Beratung und Alltagshilfe.
Das Kernproblem bleibt jedoch der Mangel an Wohnraum. Die Stadt Freiburg ist dabei auf die Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen angewiesen. Parallel dazu sollen auch andere kommunale Projekte wie städtische Entwicklungsinitiativen in Freiburg helfen, die Lebensbedingungen zu verbessern.
Trotz aller Bemühungen zeigt sich: Die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz wächst weiter. Ohne ausreichend bezahlbaren Wohnraum bleibt der Kampf gegen Wohnungslosigkeit eine der größten Herausforderungen der Stadt.
Quelle: SWR