Freiburg im Breisgau zählt über 230.000 Einwohner und mehr als 30.000 Studierende. Die Stadt ist jung, weltoffen und lebendig. Doch ihr Nachtleben schwächelt. Immer weniger Clubs und Musikspielstätten stehen zur Verfügung. Eine neue Untersuchung zeigt, welche Maßnahmen nötig sind, um das kulturelle Angebot langfristig zu sichern. Nur noch 19 Tanzflächen existieren in Freiburg – 11 weniger als zur Jahrtausendwende. Eine fundierte Potenzialanalyse soll nun konkrete Lösungswege aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis:
- Schwabentor-Achse bleibt kultureller Schwerpunkt
- Dietenbachpark bietet neue Möglichkeiten
- Freiburg könnte Open-Air-Club bekommen
- Finanzielle Sicherheit für die Clubszene
- Ohne Nachtleben verliert Freiburg an Attraktivität
Schwabentor-Achse bleibt kultureller Schwerpunkt
Die sogenannte Schwabentor-Achse wird als stabiler kultureller Knotenpunkt betrachtet. In diesem zentralen Bereich befinden sich bereits zahlreiche Musikspielstätten. Die neue Clubstudie empfiehlt daher, bestehende Betriebe dort besonders zu schützen. Diese Räume gelten als erprobt, etabliert und gut angenommen. Durch gezielte Unterstützung sollen weitere Schließungen verhindert werden.
Die Studie wurde im Auftrag des Haupt- und Finanzausschusses des Gemeinderats erstellt. Die Leitung übernahm Kristina Mühlbach, ehemals Nachtkulturbeauftragte der Stadt. Sie arbeitete mit dem Musikveranstalter Thorsten Leucht und dem Büro Zukunft aus Hamburg zusammen. Gemeinsam legten sie eine umfassende Analyse zur Lage und Zukunftsperspektive der Freiburger Clubszene vor.
Dietenbachpark bietet neue Möglichkeiten
Im neuen Stadtteil Dietenbach könnten künftig Clubs in sogenannten Quartiersgaragen entstehen. Die Untersuchung schlägt vor, diese Orte bereits in der Bauplanung als multifunktionale Räume vorzusehen. Ziel ist es, kulturelle Infrastruktur von Beginn an mitzudenken und langfristig zu verankern.
Darüber hinaus nennt die Analyse konkrete Orte, die für neue Musikspielstätten geeignet wären. Dazu zählen besonders Flächen, die aufgrund von Lärmbelastung nicht für Wohnbebauung in Frage kommen. Straßen- und Bahntrassen bieten laut Studie neue Chancen für kreative Zwischennutzungen und dauerhafte Clubstandorte.
Freiburg könnte Open-Air-Club bekommen
Ein weiterer Vorschlag betrifft die Schaffung eines Freiluft-Clubs. Freiburg gilt als südlichste Großstadt Deutschlands mit einem stark ausgeprägten studentischen Leben. Viele Menschen zieht es im Sommer ins Freie. Ein Open-Air-Club könnte genau dieses Bedürfnis bedienen. Der Bedarf sei gegeben, das klimatische Umfeld passend, so die Autoren der Analyse.
Solch ein Angebot könnte zudem Konflikte mit Anwohnenden verringern, da Open-Air-Flächen abseits dichter Wohnbebauung genutzt würden. Die Initiatoren fordern jedoch, dabei Schallschutz und gesetzliche Auflagen von Beginn an zu berücksichtigen. Nur so sei ein dauerhafter Betrieb möglich.
Finanzielle Sicherheit für die Clubszene
Ohne finanzielle Förderung wird die Umsetzung vieler Empfehlungen nicht möglich sein. Neben Investitionen in Technik und Schallschutz geht es auch um personelle Unterstützung. Besonders hervorgehoben wird die Rolle der IG Subkultur. Diese Initiative koordiniert zahlreiche Interessen und Projekte der lokalen Szene. Sie brauche laut Studie dringend eine feste Personalstelle, um ihre Aufgaben dauerhaft wahrnehmen zu können.
Auch langfristige Sicherheiten werden gefordert. Bei der Grundstücksvergabe solle vertraglich geregelt werden, dass Räume dauerhaft kulturell genutzt werden dürfen. Nur durch solche Maßnahmen kann Freiburgs Nachtkultur über Jahre hinweg bestehen bleiben.
Ohne Nachtleben verliert Freiburg an Attraktivität
Ein funktionierendes Nachtleben trägt entscheidend zur Lebensqualität und kulturellen Vielfalt bei. Wenn Clubs verschwinden, sinkt die Attraktivität der Stadt für junge Menschen, insbesondere Studierende. Die Analyse sieht daher nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Folgen.
Besonders betroffen sind Begegnungsräume, die weit über das reine Feiern hinausgehen. Sie fördern Austausch, Kreativität und Teilhabe. Freiburg steht damit an einem Scheideweg. Bleiben die Empfehlungen der Studie unbeachtet, könnte die Stadt ein Stück ihres jungen, urbanen Profils verlieren. Wird jedoch investiert, könnte Freiburg eine bundesweit vorbildliche Nachtkultur entwickeln.
Quelle: SWR