Pflegekräfte profitieren – Bewohner zahlen mehr
Pflegekräfte profitieren – Bewohner zahlen mehr, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Die Pflegebranche in Baden-Württemberg steht vor neuen finanziellen Herausforderungen. Während die Gehälter für Pflegekräfte weiter steigen, erhöhen sich auch die Eigenanteile für Bewohner von Pflegeheimen. Der durchschnittliche Stundenlohn in der Pflege stieg im Land von 23,35 auf 23,99 Euro. Diese Entwicklung zeigt den zunehmenden Druck auf Pflegeeinrichtungen und Versicherungen.

Inhaltsverzeichnis:

Löhne in Baden-Württemberg steigen weiter

Die neuen Zahlen stammen vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen. Sie belegen, dass Pflegekräfte in Baden-Württemberg zu den bestbezahlten in Deutschland gehören. Nur in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz liegt der Verdienst höher. Der bundesweite Durchschnitt beträgt derzeit 23,70 Euro pro Stunde.

Seit dem Jahr 2022 dürfen Pflegekassen nur noch Verträge mit Einrichtungen abschließen, die nach Tarif oder einem vergleichbaren Lohnsystem bezahlen. Diese Regelung soll faire Arbeitsbedingungen sichern. Gleichzeitig führt sie zu steigenden Personalkosten, die direkt in die monatlichen Pflegekosten einfließen. Mehr zur wirtschaftlichen Entwicklung im Land finden Sie auch unter aktuellen Themen aus Baden-Württemberg.

Eigenanteile für Heimbewohner wachsen

Für viele Pflegebedürftige und ihre Familien bedeuten die höheren Löhne eine zusätzliche finanzielle Belastung. Nach Angaben des Verbandes steigen die Eigenanteile im Schnitt um rund 100 Euro pro Monat. Davon werden etwa 30 Euro durch Zuschläge der Pflegekassen ausgeglichen, die abhängig von der Dauer des Heimaufenthalts gezahlt werden.

Diese Erhöhungen führen auch bei den Pflegekassen zu höheren Gesamtausgaben. Laut Berechnungen wird mit Mehrausgaben von etwa 260 Millionen Euro jährlich gerechnet. Bewohner zahlen dabei nicht nur für die Pflege, sondern zusätzlich für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen und Ausbildungskosten in den Heimen. Ein Beispiel für die Auswirkungen steigender Kosten auf die Bevölkerung zeigt auch die Wohnungsnot in Freiburg, die durch ähnliche Preisentwicklungen verstärkt wird.

Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich

Pflegekräfte im Südwesten profitieren von stabilen Tarifstrukturen. Ihre Bezahlung liegt deutlich über dem Durchschnitt vieler anderer Bundesländer. Für die Einrichtungen bringt dies jedoch auch organisatorische Herausforderungen. Mehrkosten müssen gerecht verteilt werden, ohne die Pflegequalität zu gefährden.

Eine Analyse des Verbands der Ersatzkassen zeigt, dass der Eigenanteil in Baden-Württemberg schon im Jahr 2024 gestiegen war. Im ersten Jahr eines Heimaufenthalts mussten Pflegebedürftige im Durchschnitt 3.180 Euro monatlich selbst tragen – 149 Euro mehr als Mitte 2023. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Belastung für viele Familien weiter zunimmt.

Prognosen für die kommenden Jahre

Experten gehen davon aus, dass die Kosten auch in den kommenden Jahren weiter steigen werden.

 Die Pflegekosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen
Die Pflegekosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen, Foto: Pexels/Pexels-Lizenz

Die Gründe sind vielfältig: höhere Löhne, gestiegene Energiepreise und wachsende Investitionen in moderne Pflegeeinrichtungen. Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel in der Pflege ein zentrales Problem. Mehr Hintergründe zu sozialen Entwicklungen und Gesundheitsthemen finden Sie hier.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lohnsteigerungen in Baden-Württemberg einerseits zu einer spürbaren Verbesserung der Situation für Pflegekräfte führen, andererseits aber auch die finanzielle Belastung für Pflegeheimbewohner und ihre Angehörigen deutlich erhöhen.

Quelle: SWR