Innovative Knie-OP in Freiburg
Innovative Knie-OP in Freiburg, pixabay/Foto illustrativ

In Freiburg wird eine neuartige Operationsmethode zur Behandlung von Kniearthrose angewendet, die das Potenzial hat, die Notwendigkeit von Knieprothesen erheblich zu verringern. Die sogenannte "Distraktion" stammt aus den Niederlanden und wird in Deutschland bislang nur an wenigen Kliniken eingesetzt. Die Universitätsklinik Freiburg gehört zu den Vorreitern.

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Erste Eingriffe unter Leitung von Kaywan Izadpanah in Freiburg

Prof. Kaywan Izadpanah, Leiter der Knie- und Knorpelchirurgie an der Uniklinik Freiburg, hat bereits erste Patienten mit der neuen Methode operiert. Der Eingriff wird aktuell nur in ausgewählten Einrichtungen durchgeführt. Die Idee dahinter widerspricht bisherigen medizinischen Lehrmeinungen: Einmal zerstörter Knorpel soll sich durch die Operation wieder selbst regenerieren können. Izadpanah zeigte sich zunächst skeptisch, doch nach positiven Berichten aus den Niederlanden und eigenen Erfahrungen ist er überzeugt.

Methode aus den Niederlanden soll Knorpelwachstum fördern

Bei der Operation wird das Kniegelenk mithilfe von Schrauben ober- und unterhalb des Knies fixiert und mechanisch um fünf Millimeter auseinandergezogen. Diese Position bleibt sechs Wochen bestehen. In dem neu entstandenen Zwischenraum kann sich nährstoffreiche Flüssigkeit sammeln, die den Knorpel umströmt. Das soll die Selbstheilung des Körpers aktivieren. Die Gelenkflächen berühren sich in dieser Zeit nicht, was den Prozess zusätzlich unterstützt. Ärzte berichten, dass sich der Knorpel bei ersten Patienten tatsächlich sichtbar regeneriert hat.

Eingriff dauert 30 Minuten, wird aber nicht von Kassen bezahlt

Die Operation selbst ist vergleichsweise kurz und dauert rund 30 Minuten. Trotz des geringen Aufwands müssen Patientinnen und Patienten die Kosten derzeit selbst tragen. Eine Erstattung durch gesetzliche Krankenkassen ist bisher nicht genehmigt, aber in Antragstellung. Die Klinik hofft auf eine schnelle Entscheidung, da der Eingriff vielen Betroffenen helfen könnte, eine Prothese zu vermeiden.

Weniger Prothesen durch natürliche Knorpelheilung möglich

Das Ziel der Methode ist klar:

  • Schmerzfreiheit ohne Prothese
  • Erhalt des natürlichen Kniegelenks
  • Vermeidung invasiver Eingriffe bei jüngeren Patienten
  • Verzögerung oder Verzicht auf Endoprothetik

Kaywan Izadpanah sieht in der Distraktion eine bahnbrechende Entwicklung in der Arthrosebehandlung. Wenn sich die Methode etabliert, könnten langfristig Tausende Eingriffe mit künstlichem Gelenkersatz vermieden werden. Für viele Betroffene wäre das ein bedeutender Fortschritt in der Lebensqualität.

 Quelle: SWR