Die Spannung in Freiburg steigt. In weniger als sechs Monaten wird entschieden, wer die Stadt in die Zukunft führen soll. Am 26. April 2026 wählen rund 235.000 Bürgerinnen und Bürger ihren Oberbürgermeister. Der amtierende Stadtchef Martin Horn strebt eine zweite Amtszeit an, doch mit Monika Stein, Dejan Mihajlović, Valerie Tabea Schult und Martin Borgmann stehen ihm starke Herausforderer gegenüber. Schon jetzt deutet sich ein intensiver Wahlkampf um Themen wie Wohnraum, Demokratie, Bildung und Gesundheit an.
Inhaltsverzeichnis:
- Martin Horn und die Wohnbauoffensive
- Monika Stein und das linke Bündnis
- Dejan Mihajlović und die Demokratie
- Valerie Tabea Schult und das Gesundheitskonzept
- Martin Borgmann und die Satirepartei
- Ablauf der Wahl
Martin Horn und die Wohnbauoffensive
Martin Horn ist seit 2018 Oberbürgermeister von Freiburg. Der damals 34-Jährige gewann im zweiten Wahlgang mit 44,2 Prozent der Stimmen gegen Dieter Salomon. Auch 2026 tritt Horn wieder als parteiloser Kandidat an, gestützt von der SPD, die ihm nahezu einstimmig ihre Unterstützung zusicherte.
Eines seiner zentralen Themen bleibt der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Eine Bürgerumfrage im vergangenen Jahr zeigte deutlich: Wohnen ist das drängendste Anliegen der Freiburgerinnen und Freiburger. Horn verweist auf seine gestartete Wohnbauoffensive, die nun erste Ergebnisse zeigt.
- Schaffung von neuem, bezahlbarem Wohnraum
- Förderung von nachhaltigen Bauprojekten
- Ausbau sozialer Infrastruktur
Er sieht weitere Herausforderungen in den Bereichen Ökologie und sozialer Zusammenhalt. „In angespannten Zeiten geht es um Verlässlichkeit, um Politikstil und um Menschlichkeit“, betont Horn. Er setzt auf Nähe zu den Menschen – als Politiker und Familienvater. Mehr über die angespannte Situation auf dem Freiburger Wohnungsmarkt gibt es in dem Beitrag über die Wohnungsnot in Freiburg.
Monika Stein und das linke Bündnis
Monika Stein, 55 Jahre alt, parteilos, tritt mit breiter Unterstützung eines linken Bündnisses an. Hinter ihr stehen unter anderem die Grünen, die Linke Liste-Solidarische Stadt, Die Linke und Urbanes Freiburg. Stein saß 14 Jahre im Gemeinderat und erreichte bei der letzten Wahl 2018 rund 25 Prozent der Stimmen.
Ihr Wahlprogramm setzt auf soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Bildung für alle. Als Lehrerin und Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW kennt sie die Probleme im Bildungswesen aus erster Hand. Besonders der Lehrermangel steht auf ihrer Agenda. Dazu passt der aktuelle Bericht über den Lehrermangel in Südbaden.
Stein fordert gleiche Chancen für alle Kinder – unabhängig von Herkunft oder Einkommen. Sie betont, Freiburg müsse sozial gerecht und klimafreundlich zugleich sein.
Dejan Mihajlović und die Demokratie
Der 49-jährige Dejan Mihajlović ist Lehrer und Referent für Demokratiebildung beim Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg. Seine Vision: Freiburg soll „Demokratiemodellstadt“ werden. Bürgerinnen und Bürger sollen stärker in Entscheidungen eingebunden werden.
Mihajlović wurde bundesweit bekannt, als er im Januar 2024 eine Großdemonstration mit etwa 25.000 Menschen gegen Rechtsextremismus in Freiburg organisierte. Der Anlass waren Enthüllungen über ein Treffen rechtsextremer Kreise und deren Pläne zur sogenannten „Remigration“. Diese Aktion war für ihn der Auslöser, politisch Verantwortung zu übernehmen.
Er organisiert regelmäßig „Demokratie-Barcamps“, um gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Lösungen zu entwickeln. Sein Ziel: mehr Transparenz und Vertrauen zwischen Bevölkerung und Verwaltung. Ähnliche zivilgesellschaftliche Aktivitäten fanden auch während der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Freiburg statt.
Valerie Tabea Schult und das Gesundheitskonzept
Die 34-jährige Valerie Tabea Schult bringt neue Themen in den Wahlkampf. Ihr Motto lautet: „Mit Innovation und Feminismus für ein gesundes Freiburg“. Ihr Schwerpunkt liegt auf der körperlichen und seelischen Gesundheit der Bevölkerung.
Sie plant den Aufbau von Gesundheits- und Gemeinschaftszentren, in denen Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen können. Zudem möchte sie autofreiere Stadtviertel schaffen, um Stress und Luftverschmutzung zu reduzieren. Dabei sollen Hauptverkehrsachsen aber für Autos offen bleiben.
Schult studierte Politikwissenschaften in Passau und arbeitete später als Coachin und Politikberaterin. Sie setzt sich für messbare Fortschritte ein: „Ich möchte Jahr um Jahr wissenschaftlich überprüfen lassen, dass weniger Menschen in Freiburg krank sind.“ Mit ihrer gesundheitspolitischen Ausrichtung erinnert Schults Programm an Initiativen, die auch Themen wie Herzgesundheit oder Achtsamkeit im Alltag in den Vordergrund stellen.
Martin Borgmann und die Satirepartei
Martin Borgmann, 34 Jahre alt und Mitglied der Satirepartei Die PARTEI, will nach eigenen Worten „den alten Martin durch sich selbst ersetzen“. Er stellt sich als humorvoller, aber ernstzunehmender Kandidat vor. Seine Schwerpunkte: Bekämpfung der Wohnungsnot und Ausbau der Windenergie.
Er fordert unter anderem die Enteignung großer Bauunternehmen und eine gerechte Umverteilung von Wohnraum. Außerdem schlägt er vor, ein Windrad auf dem Münsterturm zu errichten – als Symbol für nachhaltige Energiepolitik. Borgmann promoviert an der Uniklinik Freiburg in Biologie mit Schwerpunkt Krebsforschung.
Ablauf der Wahl
Die Freiburger Oberbürgermeisterwahl folgt dem Mehrheitsprinzip. Gewählt wird am 26. April 2026. Erhält keiner der Kandidierenden über 50 Prozent der Stimmen, kommt es am 17. Mai 2026 zur Stichwahl. Am 15. April 2026 findet zudem im Konzerthaus Freiburg die öffentliche Vorstellung der Bewerberinnen und Bewerber statt.
Damit steht fest: Der Frühling 2026 wird für Freiburg politisch entscheidend. Ob Kontinuität mit Martin Horn oder ein Neustart mit einem der Herausforderer – die Bürgerinnen und Bürger werden das letzte Wort haben.
Quelle: SWR