Kostenlose Verhütung
Kostenlose Verhütung, pixabay/Foto illustrativ

Immer weniger Freiburgerinnen nutzen das Angebot. Über 5.000 Menschen haben Anspruch, doch nur rund 100 nehmen die Hilfe in Anspruch. Die Stadt will jetzt gegensteuern und den Zugang erleichtern.

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Kostenlose Verhütung gibt es in Freiburg bereits seit 2011

Die Stadt übernimmt die Ausgaben für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel wie Pille oder Spirale, wenn Betroffene bestimmte soziale Leistungen erhalten. Trotzdem ist die Nutzung gering. 2024 nutzten nur etwas über 100 Frauen das Angebot. 2017 waren es noch rund 250. Dabei hätten mehr als 5.000 Frauen in der Altersgruppe zwischen 22 und 55 Jahren Anspruch darauf.

Jana Kempf will Zugangskriterien streichen

Am Dienstagabend hat der Gemeinderat Freiburg beschlossen, die bisherigen Zugangshürden abzuschaffen. Bislang mussten Antragstellerinnen nachweisen, dass sie besonderen Belastungen wie Gewalt, beengtem Wohnraum oder Ausbildungssituation ausgesetzt sind. Diese Kriterien entfallen nun vollständig. Jana Kempf vom Amt für Soziales sagte dazu, man könne auf die bisherigen Bedingungen verzichten. Der Beschluss erhielt 34 Ja-Stimmen. Mitglieder von CDU, FDP und AfD stimmten dagegen.

Neu ist außerdem: Auch Männer können jetzt Leistungen erhalten. Der Gemeinderat stimmte zusätzlich der Übernahme der Kosten für Sterilisationen bei Männern zu. Ludwig Striet von der SPD betonte in der Debatte, dass Verhütung nicht allein Frauensache sei. Zudem erhalten die Beratungsstellen künftig 30 Euro mehr pro bearbeitetem Fall.

Freiburger Angebot ist vielen nicht bekannt

Ein zentrales Problem: Das Angebot ist bei der Zielgruppe kaum bekannt. Viele Frauen wissen laut Beratungsstellen nicht, dass sie überhaupt Anspruch auf die Kostenübernahme haben. Die Stadt will hier mit mehr Aufklärung gegensteuern.

Die Antragstellung erfolgt über anerkannte Beratungsstellen. Dazu gehören unter anderem:

  • Pro Familia
  • donum vitae
  • Sozialdienst katholischer Frauen

Anspruchsberechtigt sind Personen, die Bürgergeld, Sozialhilfe oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen und in Freiburg leben.

Bund versäumt Regelung – Stadt springt ein

Die Stadt Freiburg übernimmt Aufgaben, die eigentlich der Bund regeln müsste. Jana Kempf kritisierte, dass eine bundesweite Lösung weiterhin fehle. Auch Jeanette Salim vom Sozialdienst katholischer Frauen äußerte sich kritisch. Trotz Zusagen im Koalitionsvertrag sei in der letzten Legislaturperiode nichts passiert. Auch jetzt werde nur eine Prüfung angekündigt.

Stadt will Wirkung im Herbst überprüfen

Im Herbst 2025 sollen neue Zahlen zeigen, ob die Vereinfachungen Wirkung zeigen. Die Stadt möchte dann evaluieren, ob mehr Menschen das Angebot in Anspruch nehmen. Besonders jüngere Frauen sollen durch nicht-hormonelle Methoden wie die Kupferspirale erreicht werden. Ziel bleibt, die Nutzung deutlich zu steigern.

Quelle: SWR